Die Fertigstellung und Präsentation meines Bilderzyklus "Der Große Krieg" im Jahr 2014 thematisiert die kulturelle Katastrophe des Ersten Weltkrieges am Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Bilderzyklus "Feuersturm" ist eine malerische Annäherung an die Zerstörung von Städten im Zweiten Weltkrieg und in gewisser Hinsicht als Pendant zum Bilderzyklus "Der Große Krieg" zu verstehen. Im Zentrum stehen hierbei Motive der Stadt Kassel.
Die Ausstellung wird am Sonntag, dem 16. August 2020 im RealismusAtelier - Scherfose eröffnet und läuft bis zum 06. September 2020. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit sämtlichen Abbildungen und einem begleitenden Text.
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Annäherung an ein Inferno
Ein wesentliches Merkmal des Zweiten Weltkrieges ist die strategisch, flächendeckende Zerstörung ganzer Städte, deren Infrastruktur, sowie die Betroffen-heit der darin lebenden und in großer Zahl umkommenden Zivilbevölkerung. Auswirkungen dieser Bombardements sind bis auf den heutigen Tag, 75 Jahre danach, im jeweiligen Stadtbild der betroffenen Städte zu beobachten.
Kassel war eine der Städte, die während des Zweiten Weltkrieges besonders stark betroffen waren. Die Altstadt wurde zu 97 Prozent und die umliegenden Stadtbezirke zu 80 Prozent zerstört. Etwa 12.000 Menschen verloren während des gesamten Krieges ihr Leben durch Fliegerangriffe.
Um eine größere Repräsentanz des Bilderzyklus zu gewährleisten habe ich, nach der Sichtung des Archivmaterials zur Zerstörung Kassels, den ursprüng-lichen Gedanken verworfen, den Bilderzyklus ausschließlich auf Kassel zu beziehen. Da auf Archivfotos die strukturelle Ähnlichkeit der Trümmerlandschaften verschiedener Städte auffallend und kennzeichnend war, wurde Material über andere Städte für die Bildgestaltung mit einbezogen. Die damalige Verwen-dung von Ziegel und Mörtel als Baustoff, sowie die gleichermaßen vorkommenden Fachwerkbestände in den Altstädten, bedingten diese charakteristische Struktur und das Erscheinungsbild der Trümmer. Somit waren ganze Straßen und einzelne Stadtviertel nur anhand der besonders auffälligen Architektur, wie beispielsweise bei Kirchen, Museen und Bahnhöfen, zu verorten und den einzelnen Städten zuzuordnen. Dies deckt sich mit Berichten von Zeitzeugen, denen es nach der Zerstörung oftmals schwer fiel, ihre eigene Straße wiederzuerkennen. Durch die Zerstörung wurde nahezu jeder individuelle Charakter der Städte eingeebnet. In der Zerstörung gab es nichts individuelles: Es war alles gleich.
Die Gestaltung des Bilderzyklus ist darauf angelegt einen rückblickenden, visuellen Zugang zu ermöglichen, dessen blitzlicht- und ausschnitthafter Charakter auf die damals allgegenwärtige Zerstörung verweist. Als Ausgangsmaterial zur malerische Erarbeitung dienten mir historische schwarz-weiß Fotografien. Mein Augenmerk galt der unterschiedlich, farblichen Interpretation der Szenerien, sowie der Komposition der Bildausschnitte, um eine für diese Aufgaben-stellung exemplarische Bildmäßigkeit des gesamten Zyklus zu gewährleisten. Der Zyklus umfasst 36 kleinere Arbeiten im starkfarbigen, ausschnitthaften Er-scheinungsbild, die anschließend einheitlich, schwarz passepartouriert und gerahmt, in Reihung gehängt werden sollen. Komplettiert wird der Zyklus durch 14 Arbeiten größeren Formats, die eher der panoramahaften Bildfindung verpflichtet sind.
Ralf Scherfose 2020 |